Weshalb unterstützen Sie die Kampagne des hlb?
Durch meine über zehnjährige Lehrerfahrung an der Hochschule weiß ich, wie groß die Lehrbelastung für uns Hochschulprofessorinnen und -professoren ist. Bei 18 Semesterwochenstunden Lehrdeputat kann es schon einmal schwerfallen, die eigenen Lehrkonzepte zu optimieren und immer neueste Trends effektiv einzubinden. Wir brauchen an den Hochschulen für angewandte Wissenschaften Impulse für kreative Lösungen – sei es in der Lehre oder der Forschung. Das geht aber nur, wenn wir mehr Freiraum haben. Die Forderung nach einem Lehrdeputat von 12 Semesterwochenstunden ist meiner Meinung nach deshalb sehr wichtig.
Was muss sich an den Hochschulen für angewandte Wissenschaften ändern?
Auch die anderen Forderungen der hlb-Kampagne decken sich mit meinen Änderungsvorstellungen: Qualität statt Quantität bei der Lehre, mehr Zeit für Forschung und zusätzlich zu jeder Professur mindestens einen wissenschaftlichen Mitarbeiter beziehungsweise Mitarbeiterin. Das wären wichtige Veränderungen. Durch sie könnte dem übergeordneten Ziel der Hochschulen für angewandte Wissenschaften, in Wirtschaft und Gesellschaft hineinzuwirken, weitaus besser Rechnung getragen werden.
Wie erleben Sie die Corona-Krise?
Alle meine Lehrveranstaltungen auf Online-Lehre umzustellen ist eine Herausforderung: Die neuen Formate verlangen eine angepasste Didaktik. Neben Telefonkonferenzen und anderer akademischer Selbstverwaltung mache ich jetzt tagsüber Schulungen, um die digitalen Tools bestmöglich auf meine Lehrinhalte anwenden zu können. Für die konkrete Vorbereitung meiner Online-Lehre habe ich in der Corona-Krise als Dekan kaum Zeit, obgleich diese Krise gerade hier Chancen böte, Neues anzugehen. Die Belastung wäre bei einem Lehrdeputat von 12 Semesterwochenstunden, wie von der hlb-Kampagne gefordert, um einiges geringer. Ich hätte viel mehr Zeit, um die Lehrkonzepte anzupassen und zu verbessern. Diese Schieflage zwischen Universitäten und Hochschulen für angewandte Wissenschaften zeigt sich gerade in dieser Krise: Es ist schwierig, dass wir als Hochschulprofessorinnen und -professoren im Vergleich zu den Kolleginnen und Kollegen an den Universitäten doppelt so viele Lehrveranstaltungen nicht nur planen, sondern auch stets selbst durchführen.