Warum liegt Ihr Fokus auf innovativen Lehrformaten?
Als Hochschulprofessor muss es mein Anspruch sein, Wissen zielgruppengerecht zu vermitteln. Das ist deshalb wichtig, weil es Studierenden leichter fällt, sich mit akademischen Inhalten auseinanderzusetzen, wenn sie sie so aufnehmen können wie außeruniversitäre Inhalte. Nicht weniger wichtig ist aber auch, dass wir als Hochschulen mit einem traditionell hohen Praxisbezug die Studierenden auf die Herausforderungen in der Arbeitswelt vorbereiten: Die neuen Medien spielen eine große Rolle in der beruflichen Praxis. Es ist gut, wenn wir Studierende vor dem Eintritt ins Berufsleben zur „digital literacy“ befähigen.
Welche konkreten Lehrformate setzen Sie ein?
Als Hochschule für angewandte Wissenschaften gehört es zu unseren Aufgaben, theoretische Forschungsergebnisse auf ihre Anwendung zu übertragen. Das ist komplex und erfordert Innovationsgeist. Dementsprechend brauchen wir innovative Lehrformate, die auf die Bedürfnisse der Lernenden optimal eingehen. Mittlerweile unverzichtbar sind Lehrformen wie Blended Learning und E-Learning: Virtuelle Klassenräume und Chatrooms sind fester Bestandteil meiner Lehre. Auch in Vorlesungen und Seminaren sind die neuen Medien hilfreich. Beispielsweise können meine Studierenden über eine Buzzer-App anonym mitteilen, wenn sie sich während der Vorlesung abgehängt fühlen. Dieses Tool hat sich sehr bewährt.
Haben Sie genug Zeit, um den Trends in der Lehre zu folgen?
Bei einem Lehrdeputat von 18 Semesterwochenstunden, der Selbstverwaltung und nebenbei anfallenden Aufgaben, wie der Akkreditierung von Studiengängen, bleibt wenig Zeit für die eigene Fort- und Weiterbildung. Hinzu kommt, dass Studierfähigkeit und Hochschulzugangsberechtigung der Studierenden immer weiter auseinanderdriften. Um einer hohen Durchfallquote im Studium präventiv entgegenzuwirken, investieren wir viel Zeit in die Konzipierung und Durchführung von Vorkursen. Diese Zeit fehlt bei anderen Dingen, wie beispielsweise bei neuen Lehrformaten. Innovative Lehre ist kein Selbstläufer; für die richtige Umsetzung braucht es Zeit: Als Lehrkraft muss man sich mit Soft- und Hardware vertraut machen und vielleicht eine Schulung besuchen – alles zusätzlich zum Arbeitsalltag.
Weshalb unterstützen Sie die hlb-Kampagne?
Es darf nicht sein, dass die Hochschulen für angewandte Wissenschaften primär als kostengünstige Ausbildungsstätten für den akademischen Nachwuchs von morgen betrachtet werden. Unsere Aufgaben haben sich in den letzten 50 Jahren an die der Universitäten angeglichen. Diesem Wandel muss man Rechnung tragen: Die Lehrverpflichtung muss auf wenigstens 12 Semesterwochenstunden reduziert werden, und es müssen mehr haushaltsfinanzierte Stellen – mit dem Anreiz zur Promotion – für wissenschaftliches Personal geschaffen werden. Nur so können wir langfristig gute und innovative Lehre sicherstellen. Die hlb-Kampagne setzt hierfür die richtigen Schwerpunkte.