Ich plädiere für Zwölf Plus 1, weil es eine wesentliche Voraussetzung für unsere anwendungsorientierte Forschung ist.
In den Jahren vor meinem Praxissemester hatte ich aufgrund von 18 SWS Lehrtätigkeit bereits zu wenig Zeit für die Veröffentlichung von Forschungsergebnissen. Aktuell investiere ich zusätzliche Zeit in das „Online-Sommersemester 2020“, um den Studierenden das Semester mit möglichst wenigen Qualitätseinbußen gegenüber der Präsenzlehre zu ermöglichen. Hierzu genügt es aber nicht, nur die Vortragsfolien und Übungsaufgaben auf die in der Regel vorhandene Lernplattform zu stellen. Es sollte vielmehr die didaktisch für Online-Lehre aufbereitete und verkürzte Vorlesung auf maximal 60 Minuten aufgezeichnet werden, damit diese aus Gründen der Chancengleichheit für die Dauer des Semesters verfügbar ist. Hilfreich und beliebt ist bei den Studierenden auch eine kurze Zusammenfassung von 10 bis 15 Minuten durch einen Podcast, der nur circa zehn Prozent des Speichervolumens erfordert.
Auch der Dialog mit den Studierenden sollte nicht zu kurz kommen. So starte ich jede Vorlesung in den ersten zehn Minuten interaktiv mit der Beantwortung von Lernkontrollfragen aus der letzten Vorlesung. Dadurch werden die pünktlich Erschienenen belohnt und die Nachzügler verpassen noch nicht den neuen Vorlesungsanfang. Nach jeder Vorlesungsaufzeichnung (aus Datenschutzgründen ohne Webcam oder Beiträge der Studierenden) gebe ich den Teilnehmenden die Gelegenheit, mir Fragen zu stellen. Die Anzahl an Fragen aus einem anonymen Chat ist größer und gehen mehr ins Detail, als ich es zuvor in Präsenzveranstaltungen erlebt habe. Um die Qualität der Lehre auch „online“ zu erhalten, erscheint mir die Unterstützung durch eine Mitarbeiterin oder einen Mitarbeiter umso dringender!
Autor: Prof. Dr.-Ing. Paul R. Melcher, Hochschule Bonn-Rhein-Sieg