Ein gutes Beispiel ist die Hochschule Karlsruhe, wo die Digitalisierung in der Lehre bereits seit 2011 durch das Projekt SKATING vorangetrieben wird. Als klar war, dass das Sommersemester aufgrund der Corona-Krise online stattfinden wird, gründete die Hochschule Karlsruhe als Sofortmaßnahme eine Task Force. Hier arbeiten neben Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus dem Projekt SKATING auch Professorinnen und Professoren der Fakultät Informatik und Wirtschaftsinformatik sowie die Leitung des Rechenzentrums gemeinsam an Lösungen zur Reorganisation des Semesters. Die Task Force unterstützt Dozierende aller Fachbereiche bei der Umstellung auf Online-Lehre.
Studierende als Antriebsmotor
Neben digitalen Vorlesungen und Seminaren führt die Hochschule Karlsruhe einen Großteil der realen Laborversuche als Simulationsexperimente im Web durch. Auch das Betreuungsangebot für Studierende bleibt bestehen: Sprechstunden zu Projekt-, Seminar- und Abschlussarbeiten werden per Live-Videokonferenz durchgeführt. Den Studierenden gefällt die Flexibilität, die mit der Onlinelehre einhergeht: „Durch die downloadbaren Aufzeichnungen kann ich die Wiedergabegeschwindigkeit anpassen oder auch mal zurückspulen. Dadurch lerne ich derzeit effizienter als bei Live-Vorlesungen, auch weil ich im Homeoffice die Lernzeiten selbst wählen kann und mich nicht nach dem Stundenplan richten muss“, berichtet ein Informatikstudent.
Die Ostbayerische Technische Hochschule Amberg-Weiden behält auch in Corona-Krisenzeiten ihre potenziellen Studierenden im Blick. Sie hat das seit langem bewährte Programm „Rent a student“, bei dem Studieninteressierte einen Tag lang einen Studierenden im Studium begleiten, kurzerhand digitalisiert: Interessierte und Studierende vernetzen sich nun erstmals über WhatsApp, Telegram oder via E-Mail. Zwar ersetze dieses Angebot nur teilweise den direkten Kontakt und das Vor-Ort-Kennenlernen der Hochschule, aber im Moment sei dies für Schülerinnen und Schüler ab der 11. Klasse „ein guter Ersatz“ in Sachen Studienorientierung, sagt Dr. Kathrin Morgenstern, Leiterin des Studien- und Career-Service.
Lehren aus der Umstellung
Welche wichtige Rolle der enge Austausch zwischen Hochschule und Studierenden spielt, ist Muriel Helbig noch bewusster geworden. Die Präsidentin der Technischen Hochschule Lübeck und Vizepräsidentin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes sagt: Es sei ihr „persönliches Highlight“, dass die Lehrenden nicht nur schnell ihre Lehre digitalisiert hätten, sondern darüber hinaus mit ihren Studierenden in der Corona-Krise in stetigem Austausch geblieben sind – auch wenn es über Themen des Studiums hinausging. Wir haben digitales Lehren, Studieren und Arbeiten schätzen gelernt. Nun sollten wir darin besser werden.“
Wo die deutschen Hochschulen in Sachen Digitalisierung stehen – und was passieren muss
Interview mit hlb-Präsident Prof. Dr. Nicolai Bromley
Krise, Ruck, Aufbruch – ein Erfahrungsbericht aus Lübeck von Muriel Helbig