Stand: 10. August 2017
Setzt man als Basis für den Aufbau eines akademischen Mittelbaus eine Mitarbeiterin oder einen Mitarbeiter pro Professur (Vollzeitäquivalent) an, ergibt sich für die staatlichen hessischen Hochschulen für angewandte Wissenschaften ein Bedarf von ca. 1.200 wissenschaftlichen Stellen. Die hieraus resultierenden jährlichen Kosten von ca. 78 Millionen Euro sind jedoch in Bezug zu setzen zu den zusätzlichen Leistungskapazitäten, die sich je zur Hälfte auf Lehre und angewandte Forschung aufteilen.
- Bezogen auf die Lehre ergibt sich bei 10 SWS pro wissenschaftlicher Mitarbeiterin oder Mitarbeiter und Semester eine zusätzliche Lehrkapazität von 12.000 SWS pro Semester, die insbesondere für Übungen, Laborveranstaltungen, Veranstaltungen mit neuen Lehrkonzepten (Team Teaching, Lehr-/Lerngruppen etc.) zur Verfügung stehen und somit einen Beitrag leisten, die große Zahl der Studienanfänger in Hessen adäquat zu betreuen. Zum Teil können auch Kapazitäten von Lehrbeauftragten substituiert werden, was sich dann kostensenkend auswirkt. Die verbesserte Studierendenbetreuung und die Schaffung von zusätzlichen Möglichkeiten zur Qualitätsentwicklung in der Lehre können zudem zu höheren Erfolgsquoten beim Studium führen, mit positiven Auswirkungen auf die individuelle Lebensplanung und -entwicklung.
- Dies wiederum wirkt sich volkswirtschaftlich im Sinne eines Social Invest positiv durch mehr hochqualifizierte Arbeitskräfte, höhere Quoten bei Unternehmensgründungen und weniger Menschen in prekären Lebenssituationen aus.
- Die mit dem Aufbau eines akademischen Mittelbaus einhergehenden Verbesserungen der Situation und der Qualität der Forschung führen mittel- und langfristig zu einer höheren Attraktivität der HAW als Arbeitgeberinnen und Dienstleisterinnen in der anwendungsorientierten Forschung.
- Im Hinblick auf die anwendungsbezogene Forschung ergeben sich in Teilen auch Möglichkeiten zur direkten Refinanzierung der genannten Kosten:
- So nutzen die entsprechenden wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, bedingt durch ihre jeweiligen Erfahrungen und die längerfristige Beschäftigung, einen gewissen Anteil ihrer Arbeitskapazität zur Beantragung von Forschungsprojekten. In Abhängigkeit der Bewilligungswahrscheinlichkeit und des durchschnittlichen Antragsvolumens kann davon ausgegangen werden, dass ein zusätzliches Drittmittelaufkommen von 6 Millionen bis 10 Millionen Euro pro Jahr durch diese Maßnahmen akquiriert werden kann. Aus diesen Mitteln können die wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter anteilig (Projektpauschale und zum Teil Projektarbeit) refinanziert werden.
- Diese Mittel können nachhaltig weiter erhöht werden, da insbesondere die HAW strukturell durch die Maßnahme „Auf- und Ausbau eines wissenschaftlichen Mittelbaus“ zu wahrnehmbaren und verlässlichen Partnerinnen der Industrie in der anwendungsorientierten Forschung werden. Dies wird zu einer zunehmenden Verlagerung von Forschungsaktivitäten gerade im Bereich kleiner und mittlerer Unternehmen in die HAW und somit zu einem selbstverstärkenden Effekt der Drittmittelakquise führen.
Insgesamt ist davon auszugehen, dass der geschätzte Mittelbedarf mittelfristig in weiten Teilen durch direkte (Forschung, Drittmittel) oder indirekte (Verbesserung der Erfolgsquote, Reduzierung prekärer Lebenssituationen, Social Return on Invest) Effekte refinanziert werden kann.
Gekürzte Fassung des Thesenpapiers von Prof. Dr. Klaus Behler, Vorsitzender des hlbHessen